Wer den Berufswunsch hat, Anwalt für Familienrecht zu werden, muss zunächst ein Jurastudium absolvieren, wovon alleine das Grundstudium neun Semester dauert. Doch damit ist es noch lange nicht getan.
Nach unzähligen Klausuren und Praktika erfolgt das zweite Staatsexamen. Besteht man dieses, hat man die Wahl zur spezifizierten Weiterbildung in jeweiligen Fachbereichen und kann somit Fachanwalt für Familienrecht werden. Zu den Aufgaben eines solchen Anwalts gehören Vertretungen bei Scheidungsverfahren, Unterhalsansprüchen, Sorgerechtsfragen, Vermögensfragen im Falle einer Scheidung und oftmals auch länderübergreifende Verfahren, wenn der ehemalige Partner im Ausland lebt oder sich dorthin abgesetzt hat, um sich beispielsweise seinen Unterhaltspflichten zu entziehen.
Doch ein Anwalt für Familienrecht muss mehr leisten, als nur Beratungen oder Vertretungen vor Gericht. Oftmals ist er auch der seelische Beistand seiner Mandanten, insbesondere, wenn eine Scheidung nicht einvernehmlich und mit viel Enttäuschung, Wut und Trauer verbunden ist.
Des Weiteren muss er bei den jeweiligen Rechtsfragen oftmals Kinder mit einbeziehen und sie gegebenenfalls befragen, was auch für die Fachanwälte eine Herausforderung darstellt, da bei solchen Befragungen Fingerspitzengefühl gefragt und es auch für ihn nervenaufreibend ist, wenn die Kinder unter der Trennung der Eltern leiden. Dramatisch wird es, wenn sich einer der Partner mit dem gemeinsamen Kind ins Ausland abgesetzt hat oder alleine ins Ausland geflohen ist, um keinen Unterhalt für das gemeinsame Kind zahlen zu müssen. Ein Anwalt für Familienrecht muss dann mit all dem Leid umgehen können, das er bei seiner Arbeit erlebt, zum Beispiel, wenn die verlassene Ehefrau plötzlich alleinerziehend ist, der Vater nichts von den Kindern wissen will und sie durch die Trennung in eine finanzielle Notlage geraten ist oder aber, es in der Familie zu häuslicher Gewalt gekommen ist.
Ein gewonnenes Verfahren trägt oft nur bedingt bis gar nicht zur Heilung der seelischen Wunden seiner Mandanten bei. Eine länderübergreifende Scheidung ist zudem mit mehr Arbeit verbunden, da Dokumente übersetzt und über zahlreiche internationale Behörden eingereicht werden müssen. Wer sich für diesen Berufsweg entscheidet, braucht definitiv ein "dickes Fell" und ein hohes Maß an Empathie für seine nicht selten verzweifelten Mandanten. Nichtsdestotrotz ist der Beruf Anwalt für Familienrecht mit Abwechslung verbunden, da kein Fall mit einem anderen verglichen werden kann. Er lernt verschiedene Charaktere kennen und auch die Handlungsmotive der jeweiligen Antragsgegner unterscheiden sich von Fall zu Fall. Man kann also sagen, dass es sich um einen interessanten, abwechslungsreichen Beruf mit viel Emotionalität handelt, der Fingerspitzengefühl, Empathie und Stärke erfordert. Es ist zu erwarten, dass im Laufe der Jahre immer mehr Rechtsanwälte diese Weiterbildung wählen werden, da dieser zumindest zum jetzigen Zeitpunkt einer der beliebtesten Fachanwaltsberufe darstellt.